Welche Hürden der Psy50 zu bewältigen hatte

Mitarbeiter Umfrage

Immer wieder erreichen uns Fragen wie – welche Anforderungen müssen eigentlich erfüllt sein, dass ein Fragebogen als gesetzeskonforme psychische Gefährdungsbeurteilung geeignet ist? Was unterscheidet den Psy50 von anderen Fragebögen oder von einer gängigen Mitarbeiterbefragung? Und vor Allem: Was bedeuten diese ganzen statistischen Begriffe, mit denen immer wieder um sich geworfen wird?

Dies alles sind nachvollziehbare und berechtigte Fragen, die oft zu Stirnrunzeln führen – weshalb der folgende Beitrag für Aufklärung sorgen soll.

Hintergrund

Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz (BAuA) und die gemeinsame deutsche Arbeitsschutzstrategie (GDA) haben inhaltlich vorgegeben, welche Kriterien erfüllt sein müssen, um für eine psychische Gefährdungsbeurteilung geeignet zu sein. Diese umfassen die Abbildung der Themenbereiche der allgemeinen psychischen Gesundheit, der Arbeitsfähigkeit und der Produktivität, der Führungsqualitäten und der Organisation, die technische Arbeitsbedingungen, die Arbeitszeiten, soziale Beziehungen, die Arbeitsorganisation, das Umfeld am Arbeitsplatz und die Arbeitsplatzgestaltung. Über inhaltliche Kriterien hinaus setzt die sogenannte DIN EN ISO 10075 psychometrische Gütekriterien voraus, welche ein Fragebogen ebenfalls erfüllen sollte. Die DIN präzisiert sogar Fragebogeninstrumente so weit, dass sie drei Präzisionsstufen unterscheidet, je nachdem, welchen Wert die Gütekriterien erreicht haben.

Als Gütekriterien werden Merkmale zur Beurteilung der Qualität von Messungen bezeichnet. Die drei Hauptgütekriterien sind: Objektivität, Reliabiliät und Validität. Objektivität ist gegeben, wenn das Ergebnis möglichst unabhängig von der Person ist, die die Testung durchführt.Für die  Fragen bedeutet dies zum Beispiel, dass sie klar formuliert sind und dem Teilnehmer nicht etwa unterschwellige Annahmen unterstellen und ihn damit in eine bestimmte Richtung drängen.Reliabilität ist erfüllt, wenn sich auch bei wiederholten Messungen die gleichen Ergebnisse zeigen. Validität hingegen bedeutet, dass tatsächlich auch das gemessen wird, was eigentlich gemessen werden soll. Dies wird unter anderem durch passgenaue, verständlich formulierte Fragen gewährleistet.

Die gesetzlichen Vorgaben der DIN EN ISO 10075 gehen sogar über die Hauptgütekriterien hinaus und fordern zusätzlich diagnostische Aussagekraft, Messempfindlichkeit, Generalisierbarkeit und Gebrauchstauglichkeit.

Um zu wissen, ob man den geforderten Gütekriterien gerecht werden kann, ist der Fragebogen zu validieren.

Um ein Instrument „gebrauchstauglich“ und zuverlässig zu machen, bedarf es immer erst einer Validierung. Hierzu testet man ein Instrument an einer hinreichend großen Stichprobe unter Einsatz verschiedener statistischer Analysen. Diese geben wiederum Aufschluss über die erreichten Werte in den Gütekriterien. Nach erfolgreicher Interpretation lässt sich dann eine Aussage darüber treffen, wie gut der Fragebogen letztendlich ist.

Nicht zuletzt wegen des zeitaufwändigen Validierungsverfahrens ist es empfehlenswert, wo immer möglich, auf einen bereits validierten Fragebogen zurück zu greifen.  Diesen Aufwand haben wir gemeinsam mit der Uni Mannheim im Rahmen des geförderten Projekts des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales 2019 betrieben, um den Psy50 Fragebogen zu validieren. Dazu wurden 2.000 Personen über ein Institut befragt, die Ergebnisse statistisch mittels Standarfverfahren psychologischer Testungen optimiert und daraufhin die Daten von weiteren 5.000 Personen erhoben, um eine Referenz-Benchmark zu generieren. Der Fragebogen wurde inzwischen in  zahlreichen Unternehmen mit inzwischen rund 10.000 teilnehmenden Beschäftigten aus verschiedenen Branchen (Handel, metallverarbeitende Industrie, IT, Dienstleistung, Chemie, Nahrungsmittel) eingesetzt und durchlief die Validierung somit auch in der betrieblichen Praxis.

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