Nudging im Arbeitsalltag: Mit sanften Impulsen den Kulturwandel beschleunigen

von Marcel Kovacs

Menschen sind Gewohnheitstiere und Gewohnheiten sind bequem. Das ändern dieser Gewohnheiten allerdings nicht wirklich.

Im täglichen Arbeitskontext treffen Menschen unzählige Entscheidungen, die sowohl ihre persönliche Gesundheit als auch ihre berufliche Leistung beeinflussen. Doch anders als der Homo Oeconomicus, das theoretische Modell des rationalen Nutzenmaximierers, lässt sich das Verhalten von Menschen selten durch reine Vernunft erklären. Oftmals sind es Emotionen, soziale Normen und tief verankerte Gewohnheiten, die unsere Entscheidungen lenken – häufig mit suboptimalen Ergebnissen.

Hier setzt das Konzept des Nudging an: eine Methode, die sanfte Anreize schafft, um Verhaltensänderungen zu fördern, ohne dabei auf Zwang oder Manipulation zurückzugreifen. Aber wie funktioniert Nudging genau, und wie kann es im Unternehmenskontext eingesetzt werden?

Was ist Nudging?

Nudging, zu Deutsch „Anstupsen“, beschreibt eine Technik, bei der das Umfeld so gestaltet wird, dass Menschen in eine bestimmte Richtung „geschubst“ werden, ohne dass ihre Wahlfreiheit eingeschränkt wird. Der Begriff Nudge» wurde in 2008 von Richard Thaler und Cass Sunstein in ihrem Buch: «Nudge: Improving Decisions about Health, Wealth and Happiness» (zu Deutsch «Nudge: Wie man kluge Entscheidungen anstößt») bekannt. Es geht darum, die Bedingungen so zu verändern, dass die gewünschte Entscheidung einfacher und naheliegender erscheint. Nudges üben keinen Zwang aus – der leicht Reaktanz erzeugt – und arbeiten auch nicht mit starken wirtschaftlichen Anreizen – deren Wirkung allzu leicht verpufft.

Im Arbeitsumfeld bedeutet dies beispielsweise, Barrieren zu beseitigen, die Mitarbeitende davon abhalten, gesündere Entscheidungen zu treffen oder kreativer und produktiver zu arbeiten.

Praktische Anwendung von Nudging im Unternehmenskontext

Die Psychologie hinter Nudges

Nudging nutzt Erkenntnisse der Verhaltensökonomie und Psychologie, um Verhaltensänderungen auf subtile Weise zu bewirken. Menschen neigen dazu, die einfachste Option zu wählen, und reagieren besonders auf die Art und Weise, wie Informationen und Optionen präsentiert werden.

Durch die Veränderung der Eigenschaften und die Platzierung von Anreizen können Unternehmen das Verhalten ihrer Mitarbeitenden auf eine positive Art und Weise beeinflussen. Zum Beispiel können kleine Änderungen in der Kommunikation oder in der Arbeitsumgebung große Auswirkungen auf das Wohlbefinden und die Produktivität haben.

Nudges sind simpel gestrickt. Sie vereinfachen es Menschen, gesellschaftlich wünschenswerte Entscheidungen zu treffen bzw. ein aus gesellschaftlicher Sicht gesehen „besseres“ Verhalten zu zeigen. Damit lösen Nudges teils das Problem, dass Menschen eben nicht immer die beste Entscheidung für sich, für andere und für ihre Umwelt treffen.

Nudging als Teil des Change-Managements

Ein effektives Change-Management in Unternehmen erfordert oft nicht nur große, strategische Entscheidungen, sondern auch kleine, gezielte Veränderungen im täglichen Verhalten. Hier kann Nudging eine entscheidende Rolle spielen.

Eine weitere wichtige Erkenntnis ist, dass Wechsel im traditionellen Sinn Widerstand herbeiführt. In einem solchen Kontext sind «Nudges» nützlich, um die Mitarbeitendem zu den gewünschten Veränderungen zu führen, ohne ihre Entscheidungsfreiheit einzuschränken.

Durch die Beseitigung von Partizipationshürden und die Schaffung von Anreizen, die gesunde und produktive Verhaltensweisen fördern, können Unternehmen eine positive und vertrauensvolle Arbeitsumgebung schaffen.

Beispiele für Nudging im Change-Management:

Weitere Beispiele:

Stellen Sie den Outlook-Kalender Ihrer Organisation auf eine kürzere Kernarbeitszeit um. Werden Präsenzmeetings außerhalb der markierten Kernarbeitszeiten eingestellt, wird der Termineinstellende per Pop-up gebeten, zu bestätigen, dass dies ganz bewusst ein Termin außerhalb der Kernarbeitszeit ist. Die Hürde für derlei Termine steigt.

Stellen Sie standardmäßig alle Meeting-Protokolle auf „öffentlich“. Vertrauliche Inhalte können bei Bedarf als solche gekennzeichnet werden. Dadurch haben alle Mitarbeiter die Möglichkeit, über SharePoint, Confluence oder das Intranet nachzuvollziehen, was in den verschiedenen Meetings – auch bereichsübergreifend – besprochen wurde.

Reduzieren Sie die voreingestellte Standarddauer von Meetings in Ihrem Kalenderprogramm, um die Effizienz von Besprechungen zu steigern.

Stellen Sie attraktive Kaffeeküchen und Besprechungsräume bereit, in denen Mitarbeitende gerne verweilen, um den abteilungs- und bereichsübergreifenden Wissensaustausch zu fördern.

Fazit: Der sanfte Weg zu einem gesünderen Arbeitsalltag

Nudging bietet Unternehmen eine wirkungsvolle Möglichkeit, das Verhalten ihrer Mitarbeitenden subtil und nachhaltig zu beeinflussen. Indem Führungskräfte und HR-Teams gezielt Anreize schaffen und Hindernisse beseitigen, können sie das Wohlbefinden und die Produktivität ihrer Mitarbeitenden erheblich steigern. So wird der Weg zu einem gesünderen, produktiveren und insgesamt positiveren Arbeitsumfeld geebnet.

Bei HealthVision beraten wir Sie bezüglich Nudging, um das interne Change-Management attraktiv und effektiv zu gestalten. Als Experten für psychologische Gefährdungsbeurteilung fördern wir Veränderungen, die das Wohlbefinden und die Produktivität der Mitarbeitenden steigern. Mit subtilen Anreizen schaffen wir eine unterstützende Arbeitsumgebung, in der sich unsere Mitarbeitenden wohl fühlen und Veränderungen aktiv mitgestalten können

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